Warum 80% Trefferquote nicht überraschen können - die Börsenprognosen des Herrn Kröncke |
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Astrologen brüsten sich häufig damit, dass die Trefferquote ihrer Prognosen besonders hoch sei. Da aber viele astrologische Voraussagen so formuliert sind, dass es nur sehr schwer möglich ist, bei einer einzelnen Prognose exakt zu entscheiden, ob sie denn eingetroffen ist oder nicht , freut sich ein Skeptiker wie ich immer über Fälle, in denen einzelne Protagonisten der Astrologen-Szene prüfbare Prognosen ins Netz stellen. Ein wunderbares Beispiel findet sich auf der Webseite www.astrax.de von Karsten Ferdinand Kröncke. Herr Kröncke, der außerdem astrologische Beratungen anbietet und dessen „Großes Gutachten“ (Umfang: 35-40 Seiten) für schlappe 1700.- € zu haben ist (!!!!) stellt im Internet seine Börsenprognosen vor und bezichtigt sich selbst einer Trefferquote von sage und schreibe 84%. Im Folgenden wird gezeigt, dass seine auf den ersten Blick äußerst hoch klingende Trefferquote alles andere als überraschend ist. Was wird behauptet? Herr Kröncke behauptet, durch astrologische Analysen Termine berechnen zu können, an denen ein Abwärtstrend an den Börsen beginnt (er gibt auch zusätzlich zu jedem Datum noch einen Zeitraum von 2 bis 5 Tagen an, verwendet diese Daten aber nicht weiter zur Identifizierung von Treffern und Nichttreffern – deshalb sei auch hier auf eine Analyse dieser Daten verzichtet). Auf Basis welcher astrologischen Überlegungen er zu diesen Einschätzungen kommt, wird nicht erklärt, ist aber für die folgenden Auswertungen auch nicht von Belang. Auch gesteht er sich bei seinen astrologisch berechneten Terminen eine Abweichung um einen Tag zu. Die von ihm zur Verifizierung seiner Prognosen herangezogenen Daten beziehen sich dabei für den Zeitraum 1.1.2001 bis 31.1.2002 nur auf den deutschen Aktienindex DAX, ab 1.2.2003 gemeinsam auf die Indizes DAX und DOW JONES. Schauen wir uns im Folgenden seine behaupteten Leistungen mittels der von www.yahoo.de herunter geladenen Indexdaten mal im Detail an. Die DAX-Prognosen Für den Zeitraum 1.1.2001 bis 31.1.2002 hat Herr Kröncke 54 Prognosen abgegeben, von denen er 45 als Treffer betrachtet. Immerhin sind dies ca. 83%! Mancher wird jetzt vielleicht denken, dass dies in einer Zeit fallender Märkte (Dax am 30.12.2000: 6433,89; am 31.1.2002: 5107,61) nicht unbedingt überraschen kann, aber eine Analyse der Indexdaten für den Betrachtungszeitraum zeigt, dass der DAX lediglich an 139 der betrachteten 270 Handelstage* (ca. 51%) mit einem negativen Ergebnis abgeschlossen hat. Allerdings hat Herr Kröncke auch nur bei 25 seiner 54 Prognosen (ca. 46%) den “Abwärtstag” im DAX exakt getroffen – bei den restlichen 20 Treffern nimmt er seine „Ungenauigkeit“ von einem Tag in Anspruch. Zählt man die Handelstage im Betrachtungszeitraum, die diesem erweiterten Treffer-Kriterium entsprechen, so erhält man 225 – dies entspricht mit einem Anteil von ebenfalls ca. 83% ziemlich exakt der von Herrn Kröncke für sich errechneten Trefferquote und zeigt, dass seine Trefferquote kein Beleg für die Qualität seiner Prognosen darstellen: Durch einfaches Raten wäre diese Quote ebenfalls zu erzielen gewesen. Zur Verdeutlichung, wie das funktioniert finden sie hier die DAX-Stände für den Juni 2001. Sie sehen: Von 21 Handelstagen gab es 11 mit einem negativen DAX, aber 17, die Herrn Krönckes Trefferdefinition erfüllen. DAX und DOW gemeinsam Seit dem 1.2.2002 betrachtet Herr Kröncke nun DAX und DOW gemeinsam, bzw. bewertet die Treffsicherheit seiner Prognosen indem er die Bewegungen beider Indizes als Beleg anführt. Für den von mir hier betrachteten Zeitraum (1.2.2002 bis 31.7.2003) wurden 76 Prognosen erstellt, von denen 60 (79%) als Treffer gewertet wurden (die auf seinen Internetseiten doppelt zu findende treffsichere Prognose zum 31.7.2002 wurde natürlich nur einfach gezählt). Die von Herrn Kröncke als Belege für seine Prognoseteffer angegebenen Daten lassen sich dabei nach 10 unterschiedlichen „Treffertypen“ klassifizieren (die Zahlen in Klammern geben die Häufigkeit bei der Verwendung als Trefferindikator an):
Wertet man den Betrachtungszeitraum nach allen hier beschriebenen Trefferkonstellationen aus, so findet man an sage und schreibe 358 der betrachteten 377 Handelstage (das entspricht ca. 95%) mindestens eines dieser Trefferkriterien erfüllt. Dass Herr Kröncke mit seiner eigenen Trefferquote von etwa 80% weit unter diesem Wert liegt hat einen einfachen Grund: Für 10 seiner 16 als nicht zutreffend bewerteten Prognosen hätte er nach einer der obigen Typisierungen durchaus einen Treffer buchen können (z.B. am 10.9.2002 und 12.11.2002 nach Typ D). Zählt man diese, von ihm nicht erkannten, „Treffer“ zu seinen 60 erkannten hinzu, erhält man eine Trefferquote von ca. 92% … … die auch hier wieder ziemlich genau der erwarteten Trefferquote bei einfachem Raten entspricht. Auch hierfür habe ich einen Beispielmonat (Mai 2002) hier im Detail ins Netz gestellt ... Fazit Ob man überhaupt durch astrologische Analysen Börsenbewegungen voraussagen kann oder nicht - darüber mag es verschiedene Meinungen geben - Herrn Krönckes Fähigkeiten auf diesem Gebiet sind aber schlichtweg nicht vorhanden!! Nachtrag (April 2005) Herr Kröncke veröffentlicht immer noch seine “Abwärtsprognosen”, gibt aber seit 2004 keine einzelnen Termine auf seiner Webseite an. Stattdessen gibt es ein “Jahresbildchen”, das in dieser Form leider nicht überprüfbar ist. Eine Trefferquote für diese Art der Prognose gibt er auch nicht mehr an...
* Für die Woche um den 11.9.2001 waren keinerlei Daten bei www.yahoo.de erhältlich. Hier wurde lediglich der von Herrn Kröncke angegebene Wert benutzt (und als Treffer gewertet). © Michael Kunkel, September 2003 / April 2005 |
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© Michael Kunkel, April 2003 - September 2008 letzter Update: Mittwoch, 26. November 2008 |