Wundersame Geldvermehrung? |
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Herr Kraus verspricht Unmögliches |
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Lotto spielen ist ganz einfach. Man geht in die nächste Lottoannahmestelle, macht seine 6 Kreuzlein auf einem oder mehreren Feldern (je nach Lust oder Geldbeutel) und dann heisst es nur noch abwarten, ob die Lottofee die „richtigen“ Zahlen zieht (bzw. ob die Lottomaschine in Anwesenheit eines Notars und der Lottofee die richtigen Kugeln auswirft). Und wenn man Glück hat, dann kann man tatsächlich etwas gewinnen. Wie hoch die Wahrscheinlichkeit dafür ist, einen Treffer in einer beliebigen Gewinnklasse zu erzielen, das war und ist Gegenstand unzähliger Ãœbungs- und Hausaufgaben in der Schule wie auch in der Statistikausbildung an Universitäten. Dazu sollte man noch wissen, dass der deutsche Lottoblock grundsätzlich nur ca. 50% der eingezahlten Einsätze als Gewinne ausschüttet, die ganze Lottogemeinschaft insgesamt also für jeden eingesetzten Euro gerade mal 50 Cent zurück bekommt. Trotz der doch sehr geringen Wahrscheinlichkeit lockt die Chance auf einen Millionengewinn Woche für Woche Millionen Bundesbürger in die Lottoannahmestellen. Dabei würde doch schon ein Blick ins Horoskop genügen, und man wüsste, ob man zum Lottogewinner geboren sei oder eben nicht. Das zumindest behauptet Uwe Kraus, Herausgeber astrologischer Börsenbriefe, Wirtschaftsjournalist und Autor des Werkes „Lotto und Astrologie“ (bei Amazon für 12,90 Euro erhältlich) auf seiner Webseite. Seine Bahn brechenden Erkenntnisse beschreibt er dort wie folgt: Untersuchungen der Horoskope von Lottomillionären ergaben immer dieselben astrologischen Konstellationen. Diese Formel der Lottomillionäre wird vorgestellt und die Thesen mit statistischem Material belegt. Besonders aussagekräftig ist die Liste möglicher Gewinnergeburtstage von 1940 bis 1980 auf Grundlage von Jupiter Uranus Aspekten. Wichtige Konsequenz dieser Arbeit ist die Erkennbarkeit der Nichtgewinner. Diese können viel Geld sparen, da ein hoher Prozentsatz keine Möglichkeit hat im Lotto zu gewinnen. Für Nichtgewinner wird in Tabellen dargestellt wie eingespartes Kapital optimal angelegt und so Vermögen erzielt wird. Vergessen wir dabei mal kurz, dass viele Vertreter der Astrologie die Meinung von Herrn Kraus nicht teilen (so findet man auf auf einer anderen Astrologieseite den Satz: Astrologie kann nicht […] Ihnen sagen, ob Sie heiraten sollen oder nicht, ob Sie mit dem richtigen Partner zusammen sind, oder ob Sie im Lotto gewinnen werden ...), sondern nehmen wir mal an, dass alle deutschen Lottospieler das Buch von Herrn Kraus lesen, ernst nehmen und sich ab morgen an die dort zu findenden Tipps halten. Es werden also nur noch Menschen mit Gewinnerhoroskopen die Lottoannahmestellen aufsuchen um ihre Kreuzchen zu machen. Was würde passieren? Würde der deutsche Lottoblock den Tippern nun plötzlich beispielsweise 120% der eingezahlten Einsätze als Gewinne ausschütten? Da ja nur noch Menschen mit Gewinnerhoroskopen spielen, und diejenigen mit einem „Nichtgewinnerhoroskop“ ihr Geld auf andere Weise anlegen, müsste die Gesamtausschüttung des deutschen Lottoblocks ja über 100% betragen. Und wo kommt dann eigentlich dieses zusätzliche Geld her? Die Antwort auf diese Frage von einem, der sich selbst als Wirtschaftsjournalist bezeichnet, würde mich durchaus interessieren. Und wenn das Buch schon die Liste der „Gewinnergeburtsdaten“ enthält, welchen zusätzlichen Nutzen bringen dann die „Lottogrundanalyse“ für 60 Euro oder die „Lottoprognose“ (Gewinnmöglichkeiten mit Jahresglückskurve für die nächsten 12 Monate) für 75 Euro, die man ebenfalls bei Herrn Kraus bestellen kann? Dabei geht es natürlich auch ein wenig billiger. Auf einer weiteren astrologischen Webpräsenz kann man Ähnliches lesen, und hier kostet die Analyse „Chancen beim Glücksspiel“ nur 40 Euro. Selbstverständlich dürfte es bei diesen Angeboten keinerlei Garantien geben, dass wirklich ein Gewinn erzielt wird – außer bei den Anbietern dieser „Spezialhoroskope“. Ganz kostenlose astrologische Tipps zum Thema Lotto gibt es übrigens auch. Robert Müntefering schreibt in seinem Artikel „Gewinne ich im Lotto“: „In der Regel rate ich Klienten dringend ab, ihr sauer verdientes Geld in Glücksspiele zu investieren ... mit einer Ausnahme und zwar beim Transit des Uranus über den Jupiter der Radix“. Nun ja, hier ist zumindest rudimentäres Grundwissen in der Astrologie gefordert, aber mit einem einschlägigen Astrologieprogramm müssten sich die entsprechenden Termine ja leicht ermitteln lassen. Ihm selbst hat diese Erkenntnis jedoch bisher noch kein Glück gebracht, weil er nach eigenen Angaben „noch jeden dieser Termine verschwitzt habe“. Toller Tipp also! Aber auch hier gilt natürlich, dass der deutsche Lottoblock seine Ausschüttung selbst dann nicht erhöhen wird, wenn die Menschan nur dann Lotto spielen, wenn es auf Grund der von Müntefering beschriebenen astrologischen Konstellation angesagt ist. © Michael Kunkel, November 2004 |
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© Michael Kunkel, April 2003 - September 2008 letzter Update: Mittwoch, 26. November 2008 |