Münzwurf für Fortgeschrittene: Herr Kröncke und der DAXUm vorauszusagen, ob der deutsche Leitindex DAX an einem bestimmten Börsentag steigen oder fallen wird gibt es eine ganz einfache Möglichkeit: Man nehme eine Münze, bestimme ob Kopf oder Zahl einen steigenden DAX symbolisieren soll (die Kehrseite natürlich das Gegenteil) und werfe. Für eine so erstellte DAX-Prognose dürfte zwar eine Trefferquote von ca. 50% zu erwarten sein, sie würde allerdings in der Außenwelt auf Unverständnis stoßen und man würde eine solche Prognose kaum veröffentlichen wollen. Versucht man eine solche Voraussage auf Basis einer astrologischen Analyse zu machen, dann dürfte der Aufwand für den Prognostiker wesentlich höher sein, aber ist die Prognose dann auch qualitativ besser? Glaubt man dem Freiburger Astrologen Karsten F. Kröncke so liegt seine Trefferquote bei der monatlichen Vorhersage der DAX-Bewegungen weit über 50% - eine Sensation, wenn sich eine solche Treffsicherheit bestätigen würde. Ich gehe davon aus, dass die Erstellung einer astrologischen Prognose um einiges schwieriger als ein einfacher Münzwurf ist. Ob sie im Falle von Herrn Kröncke besser ist habe ich seit Anfang Juni 2006 untersucht. Nach 19 Monaten ist es Zeit ein kleines Fazit zu erstellen: 11. Juni 2006 – der Anfang Am Abend des 11. Juni 2006 speicherte ich erstmals eine DAX-Prognosenseite von Herrn Kröncke ab. Da er bereits die Ergebnisse vom 29.5. bis zum 8.6. eingetragen hatte war ich durchaus verblüfft. Die erste Woche lieferte 5 Treffer an 5 Handelstagen und bis zum 8.6. waren es immerhin noch 7 Treffer bei 9 Börsentagen. Zwar waren mir seine Prognosen vom April ebenso wenig bekannt wie der Rest seiner Maiprognosen, aber sein Kommentar verhieß wirklich eine Sensation: Meine Tagesprognosen für den DAX® versuche ich experimentell astrologisch (Auswertungsmethode 'Hamburger Schule') zu ermitteln. Im April 2006 lag die Trefferquote bei 70,5%, im Mai 2006 bei 64 % (Mai: 22 Börsentage, 14 x richtig, 8 x falsch). Die nächsten 5 Monate speicherte ich dann regelmäßig seine Prognosetabelle ab, das Ergebnis war allerdings doch eher enttäuschend - wenn man mit einer sensationelle Trefferquote gerechnet hatte:
109 Börsentage mit 54 Treffern – das wäre per Münzwurf auch zu erwarten gewesen. Im November gab es dann zunächst eine kleine Überraschung: Herr Kröncke scheint sich bei der Prognose für den 2. November nicht sicher gewesen zu sein. Wie sonst ist zu erklären, dass die Prognose in seiner Oktobertabelle mit „steigt“, in der Novembertabelle jedoch mit „fällt“ auftauchte? Nun ja, natürlich ist es erlaubt, seine Prognosen vorab zu korrigieren, wie hier geschehen, der Trefferquote half das aber kaum:
Die Sterne waren also in diesen Monaten offensichtlich keine guten Ratgeber – trotzdem konnte man unter Kröncke’s Prognosen konnte weiterhin lesen: Durchschnittliche Trefferquote von 58%, Basis: die letzten 2.000 Börsentage. 2007 – Kröncke rät weiter Auch 2007 setzte Kröncke sein Experiment fort. Nach der Prognosepleite in den letzten beiden Monaten 2006 schien sich seine Prognosefähigkeit wieder etwas zu fangen – trotzdem schaffte er in den ersten 5 Monaten des neuen Jahres insgesamt nicht mehr als die erwartbare Münzwurfquote von 50%, die allerdings ganz genau: 52 Treffer bei 104 Börsentagen.
Im Mai setzte Herr Kröncke seine unter der Tabelle befindliche Trefferquotenbehauptung von 58% auf 58,2% hoch. Warum er dies tat ist unbekannt – nach dem Juni waren jedenfalls wieder die auch schon vorher bekannten 58% zu lesen. Hierfür könnte man einen Grund finden: Seine Juni-Prognosen waren besonders schlecht:
Ende September konnte sich Herr Kröncke endlich wieder einmal freuen. 13 von 20 Prognosen waren richtig, rekordverdächtige 65% Trefferquote unschwer zu berechnen. Warum Herr Kröncke im Oktober seine Trefferquote für den September 2007 mit 67% angab überrascht bei der Einfachheit der zur Berechnung des Prozentsatzes notwendigen Division allerdings doch etwas. In den folgenden Monaten wurde wieder ziemlich exakt die Münzwurfquote erreicht:
Die Gesamtauswertung des Jahres 2007 ergab somit bei 252 Börsentagen lausige 120 Prognosetreffer, also eine Trefferquote von 47,62%. Trotzdem bleibt Kröncke bei seiner Aussage: Zur Zeit schwankt die Trefferquote/Monat zwischen 46 % bis 86 %. Offensichtlich meint Herr Kröncke mit „zur Zeit“ nicht die letzten Monate, sondern irgend einen anderen Zeitraum. Hätte er die letzten 12 Monate genommen, dann hätte er „zwischen 26% und 65%“ schreiben müssen – es sei denn er wäre der Prozentrechnung nicht mächtig. Immerhin rückt er inzwischen ein wenig von seiner Behauptung, er habe eine Trefferquote von 58%, ab. Ob er aber die jetzt auf seiner Webseite zu lesenden 57,7% besser begründen kann, möchte ich angesichts der 19 monatigen Beobachtung seiner Prognosen doch stark bezweifeln. Vielleicht sollte es Herr Kröncke doch mal mit einer Prognose per Münzwurf versuchen - eine schlechtere Trefferquote wäre dabei nicht zu erwarten.
Nachtrag (8.1.2008): Aktuell kommentiert Herr Kröncke seine angeblichen Prognoseerfolge so: Meine Tages-Prognosen für den DAX® versuche ich experimentel astrologisch zu ermitteln. Vereinzelt beeindruckt das experimentelle Ergebnis. Insgesamt stellt es mich aber noch nicht zufrieden (Dezember 2007: 59 %). Für die letzten 2.000 Börsentage liegt die Tages-Prognose bei nur durchschnittlich 57,7%.Die Jahres-Prognosen für die Grundrichtung im Jahresverlauf liegen deutlich besser. Die 59% im Dezember stimmen sogar. Wie er seine “Treffer” bei der “Grundrichtung im Jahresverlauf” berechnet beschreibt er leider nicht. Aber ich vermut mal etwas in der Art seiner schon vor Jahren gezeigten “Prognosekunst” ... ... mehr dazu gibt es hier zu lesen!
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© Michael Kunkel, April 2003 - September 2008 letzter Update: Mittwoch, 26. November 2008 |